A&W 2/2017 Mit der „Werkbundstadt“ in Berlin erfindet sich der Werkbund neu. Kopf des Projekts ist der Architekt Paul Kahlfeldt. Als Moderator und Stratege hat er eine Gruppe von Architekten zusammengeführt und betreibt mit ihnen die Wiedergeburt einer großen Idee: Gestalter und Hersteller entwickeln ein zukunftsweisendes Wohnquartier – mit konservativem Anstrich.
Werkbund und Weißenhofsiedlung sind legendäre Begriffe in der deutschen Architektur. Die Siedlung in Stuttgart, entstanden 1927, steht für den Durchbruch des Bauhaus’ zur internationalen Geltung – unter der Leitung von Mies van der Rohe waren gleich mehrere Jahrhundertarchitekten an der Planung beteiligt.
Den Deutschen Werkbund gibt es immer noch, aber ein Projekt von ähnlicher Bedeutung ist ihm nicht mehr gelungen. Was später realisiert wurde blieb unscheinbar. Was herausragte, wurde nicht realisiert, wie 2007 die Bebauung des Wiesenfeldes in München nach einem Plan von Kazunari Sakamoto. Der Werkbund erschien wie eine Marke, die eher nachglühte als dass sie Energie ausstrahlte.
Heute ist Paul Kahlfeldt der Vorsitzende des Werkbundes und er sagt Sätze wie: „Wenn etwas gut ist, warum soll man es neu erfinden?“ Bewährtes geht vor Innovation? Solche und ähnliche Aussagen haben in der Vergangenheit vor allem in der Berliner Architektur für erbitterte Polemiken gesorgt, Kahlfeldt gilt zusammen mit seiner Frau Petra als ein Vertreter des konservativen Bauens. Er ist bekannt für einen gediegenen Klassizismus mit Säulen, Erkern und Gesimsen. Die Moderne von Bauhaus, Le Corbusier oder Weißenhofsiedlung ist an seinen Villen spurlos vorübergegangen.
Für viele seiner Kollegen ist ist das irgendwie Pfui-Architektur. Doch die Geschichte ist auch in der Architektur immer wieder für Überraschungen gut: Der Meister der Säulen und Gesimse wurde zum Glücksfall für den Werkbund 2017. Denn Kahlfeldt, der über viel Witz und ein lockeres Mundwerk verfügt, kann auch vermitteln und versöhnen…. (bitte fordern Sie den vollständigen Artikel bei mir als PDF an)