Tag Archives: Architektur

Schock und Schönheit

Wer ein Haus bewohnt, dessen Grundriss 75 Meter mal 75 Meter misst, muss im Alltag wohl sportliche Ambitionen haben – oder große Teile des Gebäude einfach in Schönheit ruhen lassen. Genau so ist das, was Sofia von Ellrichshausen und Mauricio Pezo in den chilenischen Anden errichtet haben, vermutlich auch gemeint. Teils Wohnhaus, teils Atelier und Ausstellungsraum feiert es jenseits aller Funktionen vor allem sich selbst: als Inszenierung von Raum und Ausblick, von Perspektiven und Proportionen, Natur, Garten und Leere.

Nachhaltig Bauen zwischen Hightech und Wunschdenken

Das Bauwesen ist für rund 40 Prozent der weltweiten CO2 Emissionen verantwortlich. Besserung ist kaum in Sicht. Kann „neue Einfachheit“ die Rettung bringen?

Nachhaltig zu bauen, so geht aktuell ein Witz unter Architekten, sei wie Teenager-Sex: Alle reden davon, doch die wenigsten tun es. Und die, die es machen, machen es schlecht. So bringt Humor das Dilemma heutigen Bauens auf den Punkt: Plakative Statements zur Nachhaltigkeit sind allerorts zu finden, die Versprechen jedoch werden oft nicht eingelöst. Und: Gute Architektur entsteht weder durch hervorragende Dämmwerte noch durch geringen CO2-Fußabdruck – so wenig wie biologisch angebaute Zutaten etwas über den Geschmack des Essens aussagen.

Alles Originale

ICON Magazin Oktober 2018    Das Bauhaus wird 100 – und Tecta liefert die Geschenke: Die Firma aus Niedersachsen fertigt europaweit die meisten Möbel-Ikonen der berühmten Werkkunstschule. Seniorchef Axel Bruchhäuser hat viele Gestalter noch persönlich kennengelernt. Kein Wunder, dass er voller Geschichten steckt. Christian Tröster hat einfach zugehört. Das Bauhaus lebt. Aber nicht in Weimar […]

Bauen mit Licht

A&W 2/2018  Tageslicht ist das Medium, zu dem sich jedes Bauwerk verhalten muss. Nur wenige Architekten verstehen damit meisterlich unzugehen – sie erschaffen Räume von mystischer Schönheit.  Es ist eine Kuppel, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Kaum 36 Meter hoch aber mit 180 m Durchmesser wölbt sie sich schützend über eine Ansammlung […]

Stadt statt Siedlung – der Deutsche Werkbund geht mit der Zeit

Mit der „Werkbundstadt“ in Berlin erfindet sich der Werkbund neu. Kopf des Projekts ist der Architekt Paul Kahlfeldt. Als Moderator und Stratege hat er eine Gruppe von Architekten zusammengeführt und betreibt mit ihnen die Wiedergeburt einer großen Idee: Gestalter und Hersteller entwickeln ein zukunftsweisendes Wohnquartier – mit konservativem Anstrich.

Die Elbphilharmonie – Symphonie aus Stahl und Glas

Die Hamburger Elbphilharmonie ist das deutsche Architekturereignis 2017. Der schwungvolle Bau leuchtet als neues Wahrzeichen der Stadt. Die Akustik im Saal ist atemberaubend.

Selten sind die Gebäude, die uns Staunen lehren. Die Hagia Sophia in Istanbul mag dazugehören, die gotischen Kathedralen in Frankreich oder einige Bauten von Frank Gehry. Und nun also die Elbphilharmonie, ein Konzerthaus, das im pragmatischen Hamburg steht und dort ausgerechnet auf einem alten Speicher im Hafen. Tatsächlich ist die „Elphi“, wie sie liebevoll genannt wird, ein unwahrscheinliches Gebäude. Das räumt sogar Jaques Herzog ein, einer der Architekten. Was umso mehr erstaunt, als sein Büro Herzog & de Meuron schon titanische Projekte wie das Olympiastadion in Peking, die Allianz Arena in München und das Museum Tate Modern in London realisiert hat. Was könnte so erfahrene Architekten noch überraschen?
Hamburg konnte es.

Die Grenze war nur der Himmel

Wirtschaftswunder und Wiederaufbau werden nicht unbedingt mit überbordender Phantasie in Verbindung gebracht. Doch was im Westdeutschland der Nachkriegsjahre an Sakralbauten entstand, kann durchaus als ein Architekturwunder gefeiert werden. Eines, das den Vergleich mit spektakulären Großbauten der Gegenwart nicht zu scheuen braucht. Denn die deutschen Kirchen der 50er- und 60er-Jahre, das zeigt ein genauerer Blick, sind gestalterische Juwelen und Zeichen von Freiheit und Aufbruch. Was für erregende Formen, was für magische Räume haben die Baumeister jener Jahre entworfen – vom Zeltdach bis zum spannungsvollen Betongebirge. Was für Lichteffekte haben sie, oft im Zusammenspiel mit Künstlern, integriert. Und was für Mengen von Kirchen sind da entstanden! Von 1948 bis Anfang der 60er-Jahre wurden in der Bundesrepublik Deutschland rund achttausend Sakralbauten errichtet – mehr als in den vierhundert Jahren zuvor. Der Grund für den erstaunlichen Bauboom: Zerstörungen des Krieges, moderne Bautechniken, der Wohlstand der Wirtschaftswunderjahre und eine Suche nach Sinn, auf der man hoffte, in den Kirchen eine Antwort zu finden. Die besten Architekten des Landes, darunter die beiden einzigen deutschen Pritzker-Preisträger, Gottfried Böhm und Frei Otto, arbeiteten an diesem Architekturwunder mit. Auch Sep Ruf, Egon Eiermann, Hans Scharoun und Paul Schneider-Esleben – hoch geschätzte und international renommierte Baumeister – haben in jenen Jahren sakrale Räume geschaffen. In vielen Provinzgemeinden und Wohnvierteln stehen so Meisterwerke, die sich heute nur noch Metropolen an zentraler Stelle leisten würden, und warten auf ihre Wiederentdeckung. Da ist die wulstige Kirche St. Rochus in Düsseldorf, die von Paul Schneider-Esleben 1954 realisiert wurde. Mit ihrer dreigeteilten eiförmigen Kuppel sorgt sie bis in die Gegenwart hinein immer wieder für Kontroversen. Da sind die Betongebirge von Gottfried Böhm in Saarbrücken, Neviges und Köln, die eher an Großplastiken als an funktionale Räume erinnern. Und selbst heute vergessenen Architekten wie Georg Rasch und Winfried Wolsky gelangen so spektakuläre Orte wie der der Auferstehungskirche in Köln-Buchforst (1965 bis 1968). Von der Spitze einer Pyramide fällt dort Licht durch eine verglaste Fuge in den Raum. Es inszeniert und u?berh.ht auch die Betonwände und deren kräftige Struktur. „Kein Architekturzweig entwickelt so zukunftsweisende, moderne Bauformen wie der Kirchenbau“, bemerkte bereits 1963 „Der Spiegel“. Und wunderte sich zugleich: „Moderne Architektur, die einst von der Kathedrale des Sozialismus, dem Dessauer Bauhaus, ausgegangen ist, findet heute im Kirchenbau mehr Spielraum der Phantasie als im profanen Bau.“ Das große Vorbild fu?r die Nachkriegskirchen war die Pilgerkirche Notre-Dame-du-Haut in Ronchamp von Le Corbusier…