Ideat 1/2018 In einem eigenwilligen Bildband untersucht der Architekturkritiker Niklas Maak die utopische Architektur der Sechziger Jahre – und findet unsere Zukunft.
Der Autor Niklas Maak gehört zu den unterhaltsamsten Architekturkritikern in Deutschland – wie kaum ein zweiter versteht er es, auch kleine Dinge mit großen gesellschaftlichen Fragen zu verbinden. Dazu kommt ein Talent für steile Thesen, mit denen er ideologische Frontlinien aufbricht. Nun hat er er sich einem Thema zugewandt, dass besonders schillernd ist: der Zukunft von gestern. Sein Buch „Eurotopians“ beschäftigt sich mit Zukunftsbauten der sechziger und siebziger Jahre. Es war eine Epoche, so Maak, von „expansivem Optimismus“. Viele Architekten wollten soziale Konzepte mit avantgardistischen Technologien zusammenführen und damit die Welt retten. Die Protagonisten dieser Bewegung hießen Yona Friedman, Cini Boeri oder Antti Lovag, und sind heute weitgehend vergessen. Einige ihrer Gebäude aber stehen noch. Die Fotografin Johanna Diehl hat davon ernüchternde Bilder gemacht. Was einst selbstgewiss und bedeutungsschwanger daher kam, ist heute in der grauen Wirklichkeit gelandet.
Es ist das Verdienst Niklas Maaks, nicht auf dieser Ebene der Betrachtung stehenzubleiben. Vielmehr überprüft er die Entwürfe der Sechziger auf ihr Potenzial und ihr Fortleben hin. Und stellt fest: Viele der damaligen Ideen wurden von späteren Architektengenerationen weiterentwickelt. So leben die Ideen von Yona Friedman in den spektakulären Bauten des Büros MVRDV fort – etwa in den gestapelten Landschaften des niederländischen Expo 2000 Pavillons in Hannover. Auch die Japaner Sou Fujimotos oder Ryue Nishizawa – beides stilbildende Architekten unserer Zeit – haben bei den Utopisten gelernt.
Wer also Lösungen für das Zusammenleben der Menschen heute und dmorgen entwickeln will, der kann bei den Eurotopians fündig werden. Sein Buch, so sagt Niklas Maaak, sei „eine Archäologie der Zukunft“.