Der Siegeszug der Plastiktruhen

Die Truhe ist ein archaisches Möbelstück. Über Jahrhunderte haben Menschen darin ihre Habseligkeiten verstaut, und ihr Name ruft etwas Schweres, Dunkles und Geheimnisvolles wach. Als Schatztruhe geistert sie durch Romane und Filme, als Omas Truhe erinnert sie uns an Zeiten, in denen Bettwäsche noch kostbar war und die Aussteuer eine Säule des Eheversprechens. Doch dann war sie irgendwann verschwunden, die Truhe, so wie Mieder und Korsett, Piraten und Schatzinseln. Aber vielleicht haben wir einfach nicht so genau hingeschaut. Die Mutter aller Schränke lebt, und sie erfährt gerade eine Auferstehung, die so unwahrscheinlich erscheint wie die Wiederkehr des Rasiermessers im Friseursalon.
Die Truhe von heute heißt „Aufbewahrungsbox“, ist aus Plastik und unter dem Namen Samla ein Dauerseller bei Ikea. Auch in sogenannten Euromärkten haben die Plastikbehälter einen prominenten, allerdings namenlosen Platz. Für wenige Euro bekommt man staubsicheren Stauraum und ein vages Versprechen von Ordnung.

Die Grenze war nur der Himmel

Wirtschaftswunder und Wiederaufbau werden nicht unbedingt mit überbordender Phantasie in Verbindung gebracht. Doch was im Westdeutschland der Nachkriegsjahre an Sakralbauten entstand, kann durchaus als ein Architekturwunder gefeiert werden. Eines, das den Vergleich mit spektakulären Großbauten der Gegenwart nicht zu scheuen braucht. Denn die deutschen Kirchen der 50er- und 60er-Jahre, das zeigt ein genauerer Blick, sind gestalterische Juwelen und Zeichen von Freiheit und Aufbruch. Was für erregende Formen, was für magische Räume haben die Baumeister jener Jahre entworfen – vom Zeltdach bis zum spannungsvollen Betongebirge. Was für Lichteffekte haben sie, oft im Zusammenspiel mit Künstlern, integriert. Und was für Mengen von Kirchen sind da entstanden! Von 1948 bis Anfang der 60er-Jahre wurden in der Bundesrepublik Deutschland rund achttausend Sakralbauten errichtet – mehr als in den vierhundert Jahren zuvor. Der Grund für den erstaunlichen Bauboom: Zerstörungen des Krieges, moderne Bautechniken, der Wohlstand der Wirtschaftswunderjahre und eine Suche nach Sinn, auf der man hoffte, in den Kirchen eine Antwort zu finden. Die besten Architekten des Landes, darunter die beiden einzigen deutschen Pritzker-Preisträger, Gottfried Böhm und Frei Otto, arbeiteten an diesem Architekturwunder mit. Auch Sep Ruf, Egon Eiermann, Hans Scharoun und Paul Schneider-Esleben – hoch geschätzte und international renommierte Baumeister – haben in jenen Jahren sakrale Räume geschaffen. In vielen Provinzgemeinden und Wohnvierteln stehen so Meisterwerke, die sich heute nur noch Metropolen an zentraler Stelle leisten würden, und warten auf ihre Wiederentdeckung. Da ist die wulstige Kirche St. Rochus in Düsseldorf, die von Paul Schneider-Esleben 1954 realisiert wurde. Mit ihrer dreigeteilten eiförmigen Kuppel sorgt sie bis in die Gegenwart hinein immer wieder für Kontroversen. Da sind die Betongebirge von Gottfried Böhm in Saarbrücken, Neviges und Köln, die eher an Großplastiken als an funktionale Räume erinnern. Und selbst heute vergessenen Architekten wie Georg Rasch und Winfried Wolsky gelangen so spektakuläre Orte wie der der Auferstehungskirche in Köln-Buchforst (1965 bis 1968). Von der Spitze einer Pyramide fällt dort Licht durch eine verglaste Fuge in den Raum. Es inszeniert und u?berh.ht auch die Betonwände und deren kräftige Struktur. „Kein Architekturzweig entwickelt so zukunftsweisende, moderne Bauformen wie der Kirchenbau“, bemerkte bereits 1963 „Der Spiegel“. Und wunderte sich zugleich: „Moderne Architektur, die einst von der Kathedrale des Sozialismus, dem Dessauer Bauhaus, ausgegangen ist, findet heute im Kirchenbau mehr Spielraum der Phantasie als im profanen Bau.“ Das große Vorbild fu?r die Nachkriegskirchen war die Pilgerkirche Notre-Dame-du-Haut in Ronchamp von Le Corbusier…

Der Flora und Fauna abgeschaut

Effiziente Architektur orientiert sich zunehmend an Konstruktionsprinzipien der Natur. Neue Strukturen der Bau-Bionik werden möglich einen rechnerischen Trick: Parametrische Design, das die DNA für Gebäudeformen definiert. Architektur &Wohnen 2/15

Kontemplative Wege

Warum gehen Menschen für längere Perioden in die Stille? Was passiert innerlich während zehntägiger Schweige-Exerzitien und was sind die äußeren Abläufe? Das Buch stellt Erfahrungen unterschiedlicher Menschen vor – vom Ingenieur bis zur Ordensfrau, vom Pastor bis zur Unternehmensberaterin. Mit einführenden Erläuterungen bietet es Orientierung für alle, die an Exerzitien teilnehmen wollen und Vertiefung für […]

Das Leben kann so schön sein!

Sie arbeiten mit Gold und Seetang, Beton und Kunststoff: Hamburgs Designer prägen das kreative Klima an der Elbe. Auch international sind ihre Entwürfe begehrt. Julia Lohmann, Karel Golta, Wolfgang Wagner, Kunst und Herbert, Jan Spille. Fünf Hamburger Designer – Reportage in „Hamburg – Das Magazin de Metropole“.

Neue Deutsche Welle

Architektur & Wohnen 1/2014 Das Spektrum dieser Generation ist riesig: Junge deutsche Architekten konziperen intelligente Lowtech-Bauten, schaffen auf auf schwierigen Grundstücken originelle Häuser oder propagieren mit Membranen nachhaltige Leichtbauweise. Allen gemeinsam ist, dass sie sich problemorientiert und unideologisch geben und nicht – wie die Stararchitekten der Neunzigerjahre – auf eine wiedererkennbare Formensprache setzen.  Sechs Büros […]