NEUES KLIMA

By | 21. Oktober 2013

Next-EnergiewendeNEXT. So leben wir morgen. (Hrsg. RWE) Heft 2/2012

Die Wände hin zu intelligenten Energien ist vielerorts schon erlebbar. Verkehrsplaner und Architekten, Museumsdirektoren und Stadionmanager – alle Arbeiten an mehr Nachhaltigkeit. Sechs Orte, an denen die Energiwende schon im Alltag angekommen ist.

Klimawandel und Energiewende sind große Themen, doch die Diskussionen darum bleiben oft widersprüchlich. Wie, so fragen sich viele, soll man die Höhe des Meeresspiegels in hundert Jahren mit dem Strompreis von heute verrechnen, wie das veränderte Wetter mit dem Arbeitsweg im Auto? Doch so sehr die prognostizierte Zukunft und das gegenwärtiges Erleben auseinanderklaffen, so sicher ist auch, dass viele der Auseinandersetzungen in der Tagespolitik den Blick aufs Hier und Heute verstellen.

Tatsächlich hat sich die Nachhaltigkeit zu einer Bewegung entickelt, die tief in der Bevölkerung verankert ist. Der ökologisch-ökonomische Umbau ist in vollem Gange. In Europa und Deutschland, im Großen wie im Kleinen und an Stellen, an denen man den Wandel kaum erwarten würde. Nicht nur 20.000 Windanlagen in Deutschland und und hunderttausende von Solardächern zeugen vom Aufbruch, sondern zahllose Aktionen in Wirtschaft und Gemeinden, in Vereinen und Institutionen.

Da ist der Bäcker in Essen, der nicht mehr nur stolz ist auf seine Brötchen, sondern der sich neuerdings auch mit dem Nachhaltigkeitszertifikat seiner Backstube schmückt. Oder der Arzt in Wuppertal, der mit dem Twizy auf Visite fährt, einem Elektrozweisitzer von Renault. Das Fahrzeug ist das meistverkaufte unter den E-Mobilen in Deutschland und besonders auch bei Pizzadiensten beliebt. Ein kleines Hamburger Unternehmen hat inzwischen vier davon im Einsatz, auch weil sie als „Werbehammer“ gelten und von Kunden wie Passanten regelmäßig fotografiert werden. Ist dieser Effekt einmal verpufft, bleibt immer noch die gute Wirtschaftlichkeit. Die Betriebskosten sollen rund 80 Prozent unter denen eines PKW liegen.

Doch nicht nur viele Firmen sind aktiv. Die Kommunen Hannover und Göttingen experimentieren mit neuen und energetisch günstigern Systemen für das Stadtlicht. Im Ruhrgebiet ist ein Farradschnellweg geplant. Und Berlin fragt sich, wie es die Stadtbegrünung verändern muss, damit die Bäume die steigenden Temperaturen gut überstehen.

All das macht nicht nur die Umwelt besser, sondern auch viel Arbeit. „Allein die erneuerbaren Energien haben gut 370.000 Jobs in Deutschland geschaffen“, bilanziert Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamtes, weitere 630.000 seien möglich, wenn das Klimaschutzziel der Bundesregierung konsequent umgesetzt werde.

Dazu kommen mögliche 700.000 Arbeitsplätze durch die Steigerung der Rohstoffeffizienz im verarbeitenden Gewerbe bis 2030. Doch den enormen Bemühungen stehen auch ernüchternde Zahlen gegenüber. Zwar erhöhte sich die Energieproduktivität Deutschlands von 1990 bis 2010 um fast 40 Prozent. Dieser Gewinn aber wurde durch ein Wirtschaftswachstum von fast 30 Prozent im gleichen Zeitraum weitgehend aufgezehrt. Ebenso erging es der eigentlich erfolgreichen Bilanz der erneuerbaren Energien zwischen 1995 und 2008. Die Ausbeute von 69 Terrawattstunden in diesem Zeitraum wurde durch einen gleichermaßen gestiegenen Stromverbrauch zunichte gemacht.

So gleicht der Kampf um Nachhaltigkleit und klimaneutrales Wirtschaften zuweilen einer Sysiphosarbeit. Doch dem Elan und Erfindungsreichtum der Vielen tut das keinen Abbruch. Viele der im Folgenden vorgestellten Projekte sind nicht nur vernünftig, sondern sorgen auch für eine Steigerung der Lebensqualität. Wer zum Beispiel vom Auto aufs Fahrrad umsteigt – so sagt es eine jüngere Studie – hat zwar unter bestimmten Umständen nicht so viel Geld gespart, wie  er dachte. Aber ganz gewiss den Gewinn einer besseren Gesundheit.

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